Mit dem Begriff Hexe verbinden wir ganz bestimmte Bilder oder besser
gesagt: seit Jahrhunderten werden den Menschen Bilder zu diesem Begriff
geliefert.
Bereits als Kinder verknüpfen wir dieses Wort mit der
"bösen Hexe" aus dem Märchen. Später lernen wir
vielleicht etwas über Hexenverfolgung und Verbrennung im Mittelalter.
Wir denken an Verwünschungen, an Hexenflüche und an Satanskulte.
Unser Bild von einer Hexe ist das eines hutzeligen alten Weibes mit krummem
Buckel und Warzen, Frauen, die auf Besen fliegen und in brodelnden Kesseln
rühren, rothaarige Frauen und Frauen mit schwarzen Katzen.
Und wer hat nicht schon einmal jemanden als "Hexe" beschimpft
und gemeint, dass jemand etwas sehr hinterhältiges oder böses
getan hat?
In den letzten Jahren hat sich das Bild der Hexe gewandelt.
Möglicherweise dadurch, dass heute viele Menschen den alten spirituellen
Weg der Hexe wieder für sich wählen. Möglicherweise aber
auch durch die heutigen Medien und die damit verbundenen Bilder. Leider
haben auch diese Bilder, auch wenn sie nun positiv sind, nicht viel mit
der Wirklichkeit zu tun! Jetzt sind es meist hübsche Mädchen
oder Frauen auf der Seite des Guten. Mit einer Vielzahl an magischen Talenten
ausgerüstet kämpfen sie gegen das Böse. Bibi Blocksberg
für die Kinder, Sabrina für die Jugend und Charmed für
Erwachsene. Diese positive Imagewandlung mag erfreulich erscheinen, würde
sie nicht gleichzeitig "Hexe sein" auf "herum zaubern"
reduzieren und gerade jungen Menschen ein falsches Bild vermitteln.
Aber ich möchte zunächst einmal mit einem weiteren,
leider noch weit verbreiteten Vorurteil aufräumen:
Eine Hexe ist kein Satanist!
Hexen glauben nicht an die Dualität
von Gut+Böse, demnach auch nicht an Satan als Verkörperung
des Bösen. Das Bild des gehörnten Gottes ist nicht mit Satan
gleichzusetzen - obwohl diese Figur einst davon abgeleitet worden sein
mag. Der gehörnte Gott stellt nur den männlichen Aspekt der
göttlichen Instanz dar. Satanisten lassen zudem in unserem Glaubenssatz
den entscheidenden Zusatz "solange es niemandem schadet" weg,
so heißt es dort nur "tu was du willst".
Eine Hexe führt keine blutigen Opferrituale
aus!(Sie vollzieht Rituale aber ohne Blut)
Eine Hexe schadet niemandem!(jedenfalls
nicht bewußt bzw.wenn es vermeidbar ist)
Der Hexenglauben ist keine Sekte! (Vorsicht
vor Scharlatanen!)
Eine weitere Sache, deren korrekte Darstellung mir am
Herzen liegt, ist das Pentagramm. Auch hier gibt es die Assoziation
zum Satanskult oder zu schwarzer Magie.
Das Pentagramm, von den Druiden auch Drudenfuss genannt,
ist auf das Symbol der Göttin Kore, die dem früheren Glauben
nach im Kerngehäuse des Apfels wohnt, zurückzuführen.
(man schneide einen Apfel quer auf und schaue....). Bei den Heiden war
es das Zeichen des gehörnten Gottes (wenn man es auf eine Spitze
stellt - so verwenden es auch die Satanisten) und von Magiern wurde
es als Darstellung des Menschen im Kosmos verwendet (im Kreis).
Generell gilt das Pentagramm als Schutz- oder starkes magisches Symbol.
Was sind Hexen?
Wenn ich hier von Hexen rede, dann meine ich eine Weltanschauung,
eine Art zu leben, eine Religion! Hexe sein bedeutet, den alten Weg
zu beschreiten, zu den Ursprüngen des Glaubens zurückzukehren.
Das oberste "Gebot" einer Hexe lautet "solange
es niemandem schadet tu was du willst" (an´ it harm none
do as though wilt).
Mehr Regeln werden nicht benötigt und die Einhaltung dieser einen
Regeln bedarf keines Richters und keiner angedrohten Strafe.
Eine Hexe glaubt daran, dass alles Wirken (dreifach) auf sie zurückfällt.
Das erklärt sich bereits durch das Naturgesetz: jede Reaktion erzeugt
eine Gegenreaktion!
Wir finden diese Aussage auch in Sprichtworten wieder
wie "was man erntet, das säät man auch" oder "wie
man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder hinaus".
Zudem: da alles miteinander verbunden ist, muss sich jedes
Handeln auch letztlich wieder auf uns selber auswirken. Wenn wir z.
B. einen Baum fällen, dann nehmen wir uns einen wichtigen Teil
unseres Lebensraumes, es hat Folgen für die gesamte Umwelt und
dadurch auch für uns selber.
Wenn wir uns aus menschlicher Sicht ausschließlich
negativ verhalten, werden wir auch nur schwer positives Verhalten von
Anderen erfahren.
Es gehört also sehr viel Eigenverantwortung dazu,
diesem Grundsatz zu folgen - feste Regeln mit festgelegten Strafen bei
Nichtachtung sind eben einfacher zu befolgen, als ständig Überlegungen
anzustellen, was passieren könnte oder wie sich etwas auswirken
könnte.
Demzufolge gibt es auch kein Hexenbuch im Sinne von Glaubens- oder Regelwerk. Das
sogenannte 'Buch der Schatten' ist ein Buch, in dem persönliche
Dinge niedergeschrieben werden, eine Art Tagebuch. Erlerntes, Praktiziertes,
Erfahrungen aber auch Kreatives wie Gedichte und Lieder finden dort
ihren Platz. (In den Medien wurde daraus ein Buch mit Zaubersprüchen
kreiert. DAS Buch der Schatten gibt es aber nicht sondern eben unzählige,
die von Hexen verfasst wurden.)
Ein weiterer wichtiger Glaubensgrundsatz lautet "alles
ist eins, eins ist alles"
Wer sich der Sache erschließt wird verstehen, was dieser Satz
bedeutet bzw. es erklärt sich ein wenig beim Thema "göttliche
Immanenz", zu dem ich später noch komme.
Ein weiterer Aspekt ist die Rückkehr zu den Ursprüngen.
Das ist nicht gleichbedeutend mit Rückentwicklung, sondern eher
als Erweiterung der jetzigen Kenntnisse um die uralten zu verstehen.
Einst begann mehr und mehr die Vernunft den Aberglauben zu ersetzen.
Die Spiritualität, der Glaube an Dinge, die jenseits von Wissenschaft
liegen, mussten dabei durch neue, reelle Werte ersetzt werden. Heute
gilt unsere Verehrung dem Materiellen und Menschen, die am meisten davon
besitzen. Hexen lehnen materielle Dinge keinesfalls ab aber sie besitzen
für sie auch keinen höheren Wert als den, unser Leben zu erleichtern
oder uns Freude zu bereiten. Ein Besitz ist für uns also kein Statussymbol,
das uns als Mensch wertvoller macht als Andere.
Rückkehr zu den Ursprüngen bedeutet also, uns wieder den alten
Fähigkeiten zu öffnen, das heute erzielte Wissen um das ursprüngliche
und im Zuge der Wissenschaft verlorene zu erweitern. Nicht alles, was
unerklärlich und nicht beweisbar scheint, ist automatisch falsch!
Die Hexentradition
als Religion
Die Hexenreligion ist eine alte Naturreligion und fällt
unter den Oberbegriff Heidentum (Paganismus).
Durch das spätere westliche Christentum wurde das Wort "Heidentum",
grob gesagt, zum Ausdruck für fast alles, was nicht christlich
war. Oftmals werden Heiden auch mit Atheisten = Gottlosen verwechselt.
Unter "Heiden" verstand man ungebildete Wilde.
Ihre naturverbundenen und damit oft wild erscheinenden Praktiken passten
nicht in das Weltbild gebildeter Menschen aus der westlichen Welt.
Was wir tatsächlich nicht gewonnen sondern verloren haben, als
wir die Heiden "zu besseren Menschen bekehrt haben", sie zivilisiert
haben, ihnen unsere Regeln und Normen, unsere Vorstellungen von einem
guten Leben aufgezwungen und sie befreit haben von ihrem "unwürdigen
Dasein", erkennen wir leider erst heute.
Heidnische Religionen sind naturverbundene Religionen
und weitaus älter als das Christentum, ja, weitaus älter sogar,
als alle heutigen Weltreligionen. Ihre Wurzeln und ihre Glaubensansätze
lassen sich zurückverfolgen bis zu den ersten menschlichen Spuren
und sind über den gesamten Globus in allen Kulturen in sehr ähnlichen
Formen wiederzufinden.
Im Heidentum wird vor allem die Natur, unsere Erde als
solches, geachtet, verehrt und gefeiert. Zwar ist jede heidnische Religion
von verschiedenen Riten geprägt, dennoch finden wir bestimmte Grundzüge
in allen Traditionen wieder.
Die Menschen lebten im Einklang mit der Natur und richteten ihr Leben,
ihr Schaffen und ihr Feiern einzig an ihr aus.
Die Hexenreligion wird auch als "die Religion der
großen Göttin" bezeichnet. Sie ist eine Matriarchalische
Religion, eine Religion, die die Weiblichkeit als Erhaltung und Erzeugung
von Leben ehrt. Man glaubte, dass die Erde weiblich ist, weil sie Leben
hervorbringt, "gebiert". Keinesfalls lehnt sie, wie oft angenommen,
den männlichen Aspekt ab oder ist gar eine männerfeindliche
Religion als Gegenpart zum Patriarchat.
Vielmehr wird die göttliche Instanz durch "die Muttergöttin"
und den ergänzenden männlichen Teil "den (gehörnten)
Gott", ihren Gefährten dargestellt.
Ihre Töchter sind die Priesterinnen und ihr Sohn Gott (Götter)
und Jäger, der im Frühjahr wieder zu ihrem jungen Geliebten
wird und im Herbst, wenn sie zur weisen alten Frau wird, stirbt.
Die Darstellung ihrer Leben verkörpert die Darstellung des natürlichen
Kreislaufs von Geburt, altern, Tod und Wiedergeburt.
In verschiedenen Traditionen wird der Göttin mehr
Beachtung zugemessen, in anderen der männliche Aspekt des Gottes
sogar völlig weggelassen. Ersteres mag Begründung darin finden,
dass der Frau als Lebensspenderin der größere Anteil zukommt.
Die zweite Ansicht ist jedoch ebenso paradox, wie das Bestreben einer
Extremauslegung des Patriarchats, nur noch Jungen zu zeugen.
Im einen Fall stellt sich die Frage,
wer am Ende die Kinder austrägt, im anderen, wer sie zeugen sollte.
In Patriarchalischen Religionen wurde die Gottmutter zur
Mutter reduziert. Ihr kommt nun nur noch die Aufgabe zu, den Sohn Gottes
zu gebären. Allerhöchstens wird sie noch als Heilige verehrt.
Eine patriarchalische Religion glaubt an einen Gott, der den Dingen
übergeordnet ist und sie erschaffen hat. Er legt die Regeln fest
(für uns Menschen mitgeteilt und in heiligen Schriften festgehalten).
Im Glauben an "Die große Göttin"
ist sie diejenige, die die Erde geboren hat - ja, sie IST die Erde.
Und wir alle sind ihre Söhne und Töchter und damit ein Teil
von ihr. Den göttlichen Funken finden wir in allem wieder, das
uns umgibt, in jedem Stein, jeder Pflanze, jedem Tier und in jedem Menschen.
Dies nennt man göttliche Immanenz.
Ein patriarchalischer Gott ist unser Herrscher und Richter.
Er schreibt die Gesetze, denen wir unterliegen und straft deren Nichtachtung
oder belohnt das gute Tun.
Die göttliche Instanz im Hexenglauben tut dies, wie gesagt, nicht
in diesem bewussten Sinne. Es gibt keine direkten Vorschriften oder
Strafen bei Nichtachtung.
Und es gibt sie wiederum doch. Jeder von uns unterliegt den Naturgesetzen.
Die Strafe oder Belohnung für unsere Taten erhalten wir durch sie
und durch uns selber.
Hexen glauben nicht an die Dualität im Sinne von
Gut und Böse. Alles beherbergt gleichzeitig beide Aspekte, selbst
zwischen schwarz und weiß liegen unendlich viele Grautöne.
Nichts ist rein gut oder rein böse. Ein Ende z.B. ist auch gleichzeitig
ein Anfang von etwas. Sehr schön stellt sich das auch in den Tarot-Karten
dar - es gibt keine positiven oder negativen Karten, jede Karte kann
beides sein, alles hat Licht und Schattenseiten. Großes Glück
z.B. zieht auch die Neider an, die einem das Leben schwer machen können.
Im Leid wiederum lernen wir unsere Stärken kennen.
Auch missionieren wir unseren Glauben nicht oder zwingen
ihn gar jemandem auf. Denn für uns sind alle Götter ein Gott,
alle Göttinnen eine Göttin. Jeder andere Glaube ist demnach
nur eine eigene Form der Verehrung der göttlichen Instanz. Jeder
Mensch muss seinen eigenen Weg finden.
Magie und
Übersinnliches
Magie und besondere Fähigkeiten sind nicht die Dinge,
die "Hexe sein" an sich ausmachen. Wer anstrebt, solche Fähigkeiten
in sich zu entdecken, zu vertiefen oder zu erlernen kann eine beliebige
Weltanschauung haben oder eine beliebige Religion annehmen, die diese
Dinge nicht grundsätzlich ablehnt. (allerdings ist mir bisher keine
Religion bekannt, die übersinnliche Fähigkeiten ablehnt. Im
Gegenteil beanspruchen die meisten diese Fähigkeiten gerade als
"von Gott gegebene Fähigkeiten", zumindest dann, wenn
es einer aus den eigenen Reihen ist, der mit besonderen Talenten ausgestattet
ist.)
Das Hexenbild der Zauberin ist eines der vielen, die in
späteren Jahren erst geprägt wurden.
Dinge wie Magie oder Sensitivität (Hellsehen, Aurasehen und Ähnliches)
sind aber tatsächlich ureigene Fähigkeiten. Weshalb gerade
Hexen oder generell heidnische Religionen diese Dinge schon immer praktizierten
oder eben wieder praktizieren liegt vielleicht daran, dass diese Religionen
eben tief mit der Natur und den Ursprüngen verwurzelt sind und
wir heute nun wieder anstreben, den Kontakt mit der Natur aufzunehmen
und damit diese Fähigkeiten eher erwecken.
Für mich ist Magie grob gesagt alles, was unser Leben
und unsere Umgebung auf der geistigen (oder höheren/spirituellen)
Ebene verändert, d.h. außerhalb von mechanischer Einwirkung.
(wenn ich einen Tisch verschiebe, dann ist das eine mechanische Einwirkung).
Ein Lachen ist Magie - es steckt an, es befreit und
man fühlt sich besser
Eine Melodie ist Magie - sie verursacht Gänsehaut,
sie bringt uns zum weinen oder erweckt Freude in uns.
Manche Orte sind magisch - sie beruhigen uns, sie
wecken positive Gefühle in uns oder sie lassen uns erschauern.
Und dann gibt es eben noch Magie in bewusst eingesetzter
Form - durch Einwirkung auf geistiger Ebene die materielle Ebene verändern.
Über die Wirkung und Anwendung von Magie gehe ich näher
ein unter Praktiken/Magie.
Schwarze und weiße Magie
Magie an sich ist in ihrem Grundsatz niemals schwarz oder
weiß sondern zunächst mal neutral. Was sie prägt ist
die Zielrichtung, die Art ihrer Verwendung. So, wie ein Messer zunächst
mal kein "schlechter Gegenstand" ist, sondern durch die Art
der Anwendung dazu wird.
Die Art der Anwendung kann man vielleicht in "konstruktiv/destruktiv"
unterteilen. Da es aber wie gesagt für eine Hexe die Dualität
aus Gut und Böse nicht gibt, verlaufen die Grenzen auch selbst
fließend.
Zudem liegt es in der Verantwortung des Einzelnen, was er aus seinem
Können macht. Wer sich mit Magie beschäftigt sollte sich dieser
Verantwortung bewusst sein!
Ich persönlich lehne alles ab, was Anderen schadet
und was auf sie gegen ihren Willen gewirkt wird. Da wir uns in den meisten
Fällen nicht sicher sein können, wie der Wille des Anderen,
sofern wir ihn nicht gefragt haben, lautet erweitern Viele den Grundsatz
noch um den Aspekt, niemals ein Ritual ohne das Wissen des Anderen durchzuführen.
Generell sollte man wirklich den Anderen einfach fragen,
ob er überhaupt Hilfe möchte. In den Fällen, wo es um
Dinge geht, bei denen man den Anderen mit gutem Grund nicht fragt (z.B.
Menschen, die einem schaden) kann man zunächst mal versuchen, das
Ritual umzukehren, d.h. in irgendeiner Form auf sich selber anzuwenden.
(z.B. Jobsuche: statt den Konkurrenten aus dem Weg zu schlagen seine
eigenen Qualitäten hervorheben) Oder man hält es eher allgemein,
z.B. man möchte nicht DEN einen Job haben sondern generell einen
Job finden, der bestimmte Kriterien erfüllt.
In jedem Fall bevorzuge ich die persönliche Konfrontation
mit Personen bzw. den eigenen Einsatz in einer Sache.
Magie kann aber dazu dienen, sich einen kleinen Vorteil zu verschaffen
oder eine ansonsten aussichtslose Sache doch noch zu positivem Ausgang
zu bringen (Beispiel Jobsuche)
Ein weiteres Beispiel dafür sind Liebeszauber!
Ich führe grundsätzlich keine Liebeszauber aus!!!
Da das Thema aber - gemessen an den Fragen und Mails - so beliebt ist
gehe ich auf dieses Thema näher ein unter Rituale/Liebeszauber.
Wie wird man
Hexe?
Man wird Hexe einfach dadurch, daß man sich als
eine bezeichnet und als Hexe lebt.
Finde Deinen Lebensweg - und wenn Dein Glaube und Deine
Einstellung der einer Hexe ist, dann bist Du eine.
Das ist kurz gesagt, aber dem ist eigentlich auch nichts
weiter hinzuzufügen.
Du kannst Dich einem Zirkel anschließen oder Du
kannst alleine Deinen Glauben ausüben - oder Du suchst Dir Leute,
die Deinen Glauben teilen und zu Dir passen.